„Alt werden, ist nichts für Schwächlinge!“, Der Spruch stimmt leider, denn nicht alle Menschen werden im Alter milde und unkompliziert. Tatsächlich erkranken rund ein Viertel aller Männer und Frauen über 65 Jahre an Geist und Seele – und sehr häufig stellt der Umgang mit ihnen Pflegekräfte vor große Herausforderungen: „Wer zum Beispiel an einer Schizophrenie leidet, versteht keine Ironie und kann verschiedene Sinneswahrnehmungen nicht in einen Zusammenhang bringen“, erklärt Dozentin Stefanie Wichmann. Ein fröhlicher Gruß, ein nett gemeinter Scherz oder ein beiläufiges Gespräch wirken auf Erkrankte schnell verwirrend, ein freundlich gemeintes Lächeln wird oft als Verschlagenheit missdeutet und erzeugt Ängste: „Solche Patienten kommen mit einer klaren, ruhigen Ansprache, dem Verzicht auf unnötige Füllwörter und einer unbewegten Mimik am besten zurecht.“
So vielfältig die möglichen Erkrankungen, so individuell sind die vom Pflegepersonal geforderten Verhaltensweisen: Wer an einem Korsakow-Syndrom leidet, benimmt sich gegenüber dem Pflegepersonal oft hemmungslos, exhibitionistisch, beleidigend und aggressiv, Demenz-Kranke verwechseln das Personal einer Einrichtung oft mit geliebten Familienmitgliedern – und zuweilen ist eine augenscheinliche Demenz gar nur eine nicht erkannte Depression, aus der man dem Senioren oder der Seniorin heraushelfen kann: „Wer mit erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern kommunizieren möchte, muss etwas über die Krankheiten wissen, ein Gefühl für Situationen entwickeln und mitunter auch schauspielern: „Es spricht – alles im Kontext der pflegefachlichen Verantwortung – überhaupt nichts dagegen, eine alte Dame, die einen mit ihrer Enkelin verwechselt, in den Arm zu nehmen und mit „Oma“ zu begrüßen. Tiefergehenden Nachfragen über andere Familienmitglieder aber sollte man unbedingt ausweichen.“
16. & 17. Juni 2022, jeweils von 09.00-13.00 Uhr
Der Teilnahmebeitrag für die Weiterbildung beläuft sich auf 260,00 EUR inkl. 0,00 EUR (0,0%) MwSt.
Bildungschecks möglich
… ist examinierte Krankenschwester mit langer Erfahrung in der Chirurgie, Urologie, Diabetologie und Intensivmedizin. Ihre berufliche Berufung aber fand sie ausgerechnet auf einer Station, die von vielen ihrer Kollegen und Kolleginnen gemieden wurde: der geschlossenen Geronto-Psychiatrie. „Der Umgang mit erkrankten Senioren ist anspruchsvoll, weil der in der Altenpflege oft gesetzte Maßstab ,Satt und sauber’ hier nicht reicht.“, sagt sie. „Aber es macht mich glücklich, wenn ich durch den richtigen Umgang dafür sorgen kann, dass sich auch schwierige Patienten gut aufgehoben fühlen.“
Nach mehreren Jahren in Leitungsfunktion in verschiedenen Einrichtungen arbeitet sie heute in einem Seniorenheim in Schleswig-Holstein, unter anderem als Mentorin für Altenpflege, Hygienebeauftragte und Fachkraft für Palliativ-Medizin. Außerdem organisiert sie hausinterne Schulungen rund um die Altenpflege. Schwerpunkt ihrer Dozententägigkeit bei QUALIGES ist der praktische Umgang mit geronto-psychiatrisch und psychisch kranken Patienten.